Geschichte
Im Sonnenschein auf der Traufe
Die Spenglerei Venzin existiert seit 1964. Sie entwickelte sich in kurzer Zeit vom Einmannbetrieb zum Geschäft mit mehreren Angestellten. Gefertigt wird alles, was aus Dünnblech besteht. Dachzinnen und Verkleidungen, ganze Dächer und Rinnen gehören zur täglichen Arbeit. Dabei freut es Vater und Sohn Venzin, dass viele Bauherren wieder vermehrt Freude am Blechdach zeigen.
Am 1. März 1964 gründete Roman Venzin seine Spenglerei im Einmannbetrieb. Doch bereits Ende desselben Jahres beschäftigte er zwei weitere Spengler. Seriöse Arbeit ermöglichte in den darauffolgenden Jahren eine stetige Erweiterung des Geschäftes. In der Hochkonjunktur zählten sechs bis sieben Spengler und zwei bis drei Lehrlinge zur Belegschaft. Dabei konzentrierte sich Venzin immer auf sein angestammtes und gelerntes Metier der Spenglerei. Seine Frau Margot stand im Bereich Verwaltung und Administration seit dem Anfang mit im Betrieb.
Der Uetiker mit einem Bündner Herzen
Roman Venzin war in Uetikon eine bekannte Persönlichkeit. Wer wäre nicht schon einmal in den Genuss einer seiner Jagdgeschichten gekommen, und wer wüsste nicht, dass es den gebürtigen Bündner alljährlich zur Jagdzeit zurückzog in die alte Heimat. Und als der Fuchs sich immer ungenierter bis in die häuslichen Gärten wagt, hatte ihn manch ein Uetiker gar aus nächster Nähe erlebt, wenn er sich nächtens der heiklen Aufgabe widmete, Meister Reineke mitten in bewohntem Gebiet auflauern zu müssen.
Auch wenn Roman Venzin seinen Beruf mit Leib und Seele ausgeübt hat, gehörte er nicht zu denjenigen, die sich nicht lösen können. Im Frühling 1997 hat er sein Geschäft in eine AG umgewandelt und die Betriebsleitung seinem Sohn Marcel übergeben. Leider ist er im Dezember 2006 verschieden.
Vom Vater zum Sohn
Marcel Venzin verspürte bereits als Schulbub den Wunsch, ebenfalls Spengler zu werden. Seine Lehrzeit verbrachte er bei der Firma Brennwald in Männedorf und arbeitete anschliessend drei Jahre vorwiegend in Horgen. Als er dann während weiteren drei Jahren die Meisterschule besuchte, kehrte er in den väterlichen Betrieb zurück, denn elf Monate schulbedingte Abwesenheit von der Arbeit wollte man einem fremden Spenglerbetrieb nicht zumuten. Im Frühjahr 1991 bestand der damals junge Venzin die Meisterprüfung. Diese gepaart mit unterdessen einigen Jahren Berufserfahrung bilden ein hervorragendes Rüstzeug, um den Betrieb auch in Zukunft erfolgreich weiterzuführen. Die Einführung des Computers trieb Sohn Marcel schon vor Jahren voran. Offerten ohne dieses Hilfsmittel zu schreiben, kann er sich in der heutigen Zeit kaum vorstellen.
Seit der Übernahme der Geschäftsleitung der neugegründeten AG bewohnt er mit seiner Frau, zwei Töchtern und einem Sohn, eine Wohnung im selben Haus, in dem sich auch das Geschäft befindet.
Marcel Venzin ist seit 2011 im Fachbereichsvorstand Spengler/Gebäudehülle. Er ist Präsident der technischen Kommission geneigtes Dach und Blitzschutz.
Nachwuchsprobleme
Über 20 Lehrlinge haben seit Bestehen der Firma ihre Ausbildung bei Venzin abgeschlossen. Leider fand sich jedoch zwischen 1991 und 1997 kein einziger Lehrling mehr! Das ist schwer verständlich, wo doch allerorten ein Lehrstellenmangel beklagt wurde. 1996 waren am ganzen rechten Zürichseeufer lediglich drei Spenglerlehrstellen besetzt. Den Grund dafür sieht Venzin darin, dass viele jungen Leute nicht mehr auf dem Bau arbeiten wollten und auch momentan ist die Lehrstelle noch nicht besetzt.
Die Spenglerei ist eine äusserst vielfältige und schöne Arbeit. Zwar befindet man sich viel im Freien, aber im Gegensatz zu andern Berufen der Baubranche verbringt man auch viel Zeit beim Vorbereiten und Zurüsten der Bleche. Da kann man sich den Tagesablauf durchaus so einrichten, dass man nicht gerade bei jedem Regen- und Sturmwetter hinaus gehen muss.
Ausserdem kann man seine kreativen Seiten ausleben. Vom flachen Blech bis zur geformten, fertig montierten Arbeit liegen alle Arbeitsschritte in derselben Hand. Immer neue Materialien kommen zum Einsatz. Dünnbleche aus Kupfer, Aluminium, Zink oder Chromstahl erfordern ein Gespür für deren unterschiedliche Beschaffenheit. Während Kupfer weich und gut formbar ist, zeigt sich Chromstahl zäh und schwieriger zu verarbeiten. Uginox, wie das neue Blech aus verzinntem Chromstahl genannt wird, beugt sich etwas besser und hat den Vorteil, schneller matt zu werden als Chromstahl.
Nicht zuletzt freut es den Spengler, dass seine Arbeiten meist auch für ihn sichtbar bleiben als Zinnen, Traufen, Dächer oder Verkleidungen.
Das Comeback der Blechdächer
Wunderschöne Beispiele solcher Arbeiten sind an vielen Orten zu bewundern. Leider waren vor allem Kupferdächer lange Zeit verpönt. Sie schädigten die Umwelt, wurde hartnäckig behauptet, obwohl längst erwiesen ist, dass das nicht stimmt. Wer sich über dieses Thema näher informieren will, kann sich an Marcel Venzin wenden. Er gibt gerne nähere Auskunft. Es wäre nämlich schade, aufgrund falscher Vorstellungen auf ein äusserst beständiges Kupferdach zu verzichten.
Immerhin erleben alle Arten von Blechdächern ein eigentliches Comeback. Sie haben den grossen Vorteil, praktisch wartungsfrei zu sein. Ausserdem finden sie seit der Einführung der Baumassenziffer wieder vermehrt ihre Anhänger, denn mit flach geneigten Dächern lässt sich das Bauland optimal ausnützen.
Auf die Frage nach der Zukunft meint Sohn Venzin, dass die Anforderungen zwar hoch sind, aber kein Grund zum Jammern besteht. Seriöse Arbeit wird immer gefragt sein. Dass die Spenglerei Venzin diese zu leisten vermag, beweist sie seit 53 Jahren.